Dr. Natalia Petrowna Timofeeva

geboren am 23.08.1953 in Woronesh

Historikerin

Stellvertretendes Mitglied

Historikerin

Dr. Natalja Petrowna Timofejewa, privates Archiv
Dr. Natalja Petrowna Timofejewa, privates Archiv

Natalia Timofejewa wurde in einer Lehrer-Familie geboren. Sie studierte von 1972 -1976 an der Martin Luther Universität in Halle/Wittenberg; Sektion Philosophie und Geschichte.

Ab 1982 war sie als Doktorandin am Lehrstuhl für Neue und Neueste Geschichte, Spezialisierung „Allgemeine Geschichte“ der Staatlichen Universität Leningrad (heute Sankt-Petersburg). Von Beginn an galt ihr Forschungsinteresse der deutschen und sowjetischen Geschichte der Nachkriegszeit in Deutschland und in der Sowjetunion, der Erinnerungskultur sowie der interkulturellen Kommunikation. Im Jahr 1985 promovierte sie.

Von 1992 bis 1995 absolvierte sie ein Postdoktorandenstudium an der Staatlichen Pädagogischen Universität Moskau.

2000 – 2004 war Natalja Timofejewa an der Staatlichen Pädagogischen Universität Woronesh als Prorektorin für Internationale Beziehungen tätig. Bis zum Jahr 2007 arbeitete sie dort auch als Dozentin am Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte. Während dieser Zeit, im Jahr 2005, haben Studenten der Historischen Fakultät unter ihrer Leitung auf der Krim eine Serie von Interviews mit ehemaligen Häftlingen des Konzentrationslagers Ravensbrück durchgeführt. In den Jahren 2005 – 2006 leitete und verantwortete sie die Mitarbeit der Woronesher Studentengruppe am internationalen Projekt „Biographische Dokumentation der Zwangs- und Sklavenarbeit“.

Auf Initiative und unter der Leitung von Natalja Timofejewa wurde im Jahr 2007 innerhalb der Strukturen der Staatlichen Pädagogischen Universität Woronesh ein Universitäten-übergreifendes Regionales Zentrum für Oral History gegründet. Seit 2014 existiert dieses Zentrum als Teil der Strukturen des Institutes für Hochtechnologien in Woronezh. Im Jahr 2017 wurde daraus das Oral History Zentrum für Bildung und Lehre, dessen Leiterin sie ist.

2018 schuf dieses Zentrum in Zusammenarbeit mit dem Center für Digitale Systeme der Freien Universität Berlin eine Online-Anwendung „Lernen mit Interviews. Zwangsarbeit 1939 – 1945“. Zwei Abschnitte dieser Lernumgebung sind den Häftlingen von Ravensbrück gewidmet. Durch ihr Schicksal erfahren russische Schüler der oberen Klassen vom Konzentrationslager Ravensbrück. Allein in den Jahren 2019 – 2020 wurden im Rahmen des Projektes zur Einführung der Online-Plattform in das russische Schulsystem in sieben Regionen bisher etwa 200 Präsentationen des Projektes durchgeführt.

Natalja Timofejewa ist Autorin von mehr als 120 Publikationen in Russland, Deutschland und der Ukraine. Einen besonderen Platz nehmen darin die Publikationen ein, die der Tragödie von Ravensbrück gewidmet sind:

Erinnerungen der ehem. Gefangenen des Konzentrationslagers Ravensbrück Bugajewa, W. W.; Erfahrungen aus dem Lager in der Erinnerung von Russinnen und Deutschen – Möglichkeiten und Grenzen gemeinschaftlicher Erinnerungen: Konferenzmaterialien, Erinnerungen, Interview/ verantw. Redaktion: N.P. Timofejewa.- Woronesh: Staatliche Pädagogische Universität, 2010, S. 37-39

Interview mit der ehem. Gefangenen des Konzentrationslagers Ravensbrück Kolomijez, N. I.; Erfahrungen aus dem Lager in der Erinnerung von Russinnen und Deutschen – Möglichkeiten und Grenzen gemeinschaftlicher Erinnerungen: Konferenzmaterialien, Erinnerungen, Interview/ verantw. Redaktion: N.P. Timofejewa.- Woronesh: Staatliche Pädagogische Universität, 2010,
S. 39-83

Die unbesiegbare Kraft der Schwachen: das Konzentrationslagers Ravensbrück in Erinnerung und Schicksal ehemaliger Gefangener. –Woronesh: Staatliche Pädagogische Universität,2008, 351 Seiten

Timofejewa, N. P.; Aristov, S. W., Erfahrungen aus dem Konzentrationslager Ravensbrück imnarrativ-biographischen Interview mit L. F. Furlanowa: Text und Kommentare / N. P. Timofejewa; S. W. Aristov / Mitteilungsblatt der Woronesher Staatlichen Universität. Serie: Humanwissenschaften. – 2008. Nr. 1, S. 158 – 186

Unter der Leitung von N. P. Timofejewa wurde im Jahr 2010 erstmalig in Russland eine Doktorarbeit, die sich mit den Gefangenen des Konzentrationslagers Ravensbrück befasste, erarbeitet und erfolgreich verteidigt. (S.W. Aristov, Das Nazi-Konzentrationslager Ravensbrück, 1939 – 1945: Überlebensstrategien der Häftlinge).

Natalja Timofejewa gehört der Gemeinsamen Kommission zur Erforschung der Russisch-Deutschen Beziehungen an, ist Mitglied des International Advisory Board der Gedenkstätte Bergen-Belsen und seit 2018 Mitglied des Internationalen Ravensbrück Komitees.

Natalja Timofejewa ist Trägerin der Gedenkmedaille „Unbeugsame“ der russischen Vereinigung ehemaliger minderjähriger Häftlinge faschistischer Konzentrationslager sowie des Gedenkabzeichens des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau „Wenn es diese Zehn nicht gegeben hätte“.