Margarete (Marga) Jung geb. Loose

geb. 1898 – gest. 1979 (Berlin),

Buchhalterin

Ravensbrück: Frühjahr 1942 – 1. Mai 1945

Margarete Jung wurde in 1898 in Berlin geboren. Der Vater war Ofensetzer. Sie besuchte die Volksschule und anschließend eine Handelsschule, die sie als Buchhalterin abschloss.

An ihrem ersten Arbeitsplatz, in der AEG – Turbine GmbH, wurde sie im November 1918 in den Angestelltenrat gewählt. 1919 wurde sie Mitglied der KPD. Im selben Jahr wechselte sie zur Vereinigung internationaler Verlagsanstalten, einige Jahre später zur PEUVAG, beide waren Wirtschaftsunternehmen der KPD.

1933 heiratete sie Paul Jung, der zu diesem Zeitpunkt als Buchdrucker in verschiedenen Betrieben beschäftigt war. Ab 1934 arbeiteten beide in einer kleinen Druckerei in der Chausseestraße Nr. 125 in Berlin, die sie mit finanzieller Unterstützung der KPD eingerichtet hatten. Für einen nazistischen Verlag wurden Druckaufträge, wie „Handbücher für die SA“, SA- Liederbücher u. ä. ausgeführt. Parallel dazu haben sie die Umschlagseiten derartiger Schriften als Tarnung für illegale Schriften verwendet, die in Auflagen zu 5000 Stück heimlich verteilt wurden.

Am 21. September 1936 wurden beide verhaftet. Marga Jung wurde zu fünf Jahren und Paul Jung zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Marga kam vom Frauengefängnis Barnimstraße in das Zuchthaus Jauer, danach 1938 in das Zuchthaus Waldheim. Hier wurde sie als sog. „Arbeitsälteste“ eingesetzt. Sie setzte diese Kontrollfunktion im Sinne der gefangenen Frauen ein, indem sie die geleistete Arbeit so abrechnete, dass schwächere Arbeitsleistungen nicht auffielen und Erhöhungen des Arbeitspensums möglichst vermieden wurden.

Im Oktober 1941 waren die 5 Jahre Zuchthausstrafe für Marga abgelaufen. Sie kam jedoch nicht frei, sondern nach neuerlichen Verhören und verschiedenen Gefängnissen im Frühjahr 1942 nach Ravensbrück. Marga Jung hatte in Ravensbrück eine Arbeit in der Finanz- und Betriebsbuchhaltung zugewiesen bekommen. Fritzi Furch, eine Wienerin, berichtete später über Marga Jung als eine ihrer Lagermütter: „Wir hatten ….in unserer Abteilung mit Marga Jung und Dora Landahl eine schöne Zeit zusammen, so gut es unter diesen Umständen möglich war. Wir waren ´die Buchhaltungsfamilie‘. Ich habe von Marga Jung nicht nur beruflich viel gelernt, sie blieb mir ein Vorbild in menschlicher und politischer Hinsicht.“

Nach der Befreiung arbeitet Marga Jung wenige einige Wochen im Fürstenberger Wohnungsamt. Dort fand sie auch ihr Ehemann Paul wieder. Er hatte einen Lastwagen organisiert und holte seine Marga nach Hause, nach Berlin.

Marga leitete gleich nach ihrer Rückkehr das Sozialamt im Bezirk Prenzlauer Berg, danach wurde sie Sekretärin der SED-Kreisleitung Prenzlauer Berg. Nach einem Studium an der Parteischule arbeitete sie im Bundesvorstand des Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD) an Schulungsmaterialien, schrieb Broschüren und Artikel. Neben ihrer Arbeit hat sie sich in unzähligen Ehrenämtern engagiert, so z. B. zwanzig Jahre lang als Schöffin am Stadtbezirksgericht Prenzlauer Berg, als Mitglied in der Leitung der Lagerarbeitsgemeinschaft Ravensbrück und im Internationalen Ravensbrück Komitee.

Quelle: Sigrid Jacobeit, Liselotte Thoms–Heinrich, „Kreuzweg Ravensbrück. Lebensbilder antifa. Widerstandskämpferinnen“, Leipzig 1987