Emmy Handke

geb. am 30.09.1902 in Wroclaw – gest. 1994 in Berlin, Kontoristin

Ravensbrück: 1941, Auschwitz: Frühjahr 1942 –Juli 1942, anschl. Dienstverpflichtung im Haushalt eines SS-Arztes

Emmy Handke wurde im Jahr 1902 in Wroclaw geboren. Früh wurde sie Waise und wuchs gemeinsam mit ihren acht Geschwistern bei den Schwestern der Mutter auf. Nach Schule und weiterer Ausbildung arbeitete sie als Kontoristin.

1922 wurde sie Mitglied im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD), 1925 trat sie in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein. Während einer Reise mit einer Delegation in die Sowjetunion im Jahr 1927 lernte sie ihren ersten Mann, Karl Thoma, kennen. Nach der Hochzeit im Jahr 1928 zog sie zu ihm nach Berlin. Dort arbeitete sie im Zentralkomitee der KPD. Emmy Handke war auch im „Zentralverband der Angestellten“ tätig und in der „Roten Hilfe“ organisiert.

1931 bis 1933 gehörte sie der Leitung der „Roten Gewerkschaftsopposition“ (RGO) an. Nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 wurde ihr Mann – wie so viele Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter - verhaftet. Emmy half, illegale Parteistrukturen der KPD aufzubauen.

Ihr Ehemann ging nach seiner Freilassung nach Spanien, um dort die Republik gegen die putschenden Franco-Truppen zu verteidigen. Sie haben sich nicht wiedergesehen.

In 1934 wurde Emmy verhaftet, musste sechs Jahre Einzelhaft im Zuchthaus Jauer überstehen.

1941 wurde sie nach Ravensbrück deportiert, wo sie im Krankenrevier eingesetzt wurde. Später berichtete sie über die unmenschlichen SS-Ärzte, die Selektionen, die pseudomedizinischen Versuche und Operationen an Häftlingsfrauen und über die Sterilisationen von Frauen und Mädchen, die oft zu deren Tod führten.

Im Frühjahr 1942 wurde Emmy Handke weiter nach Auschwitz deportiert, wo sie wieder im Revier eingesetzt war.

Im Juli 1942 wurde Emmy überraschend aus dem Lager entlassen. Sie kam jedoch nicht frei. Der SS- Lagerarzt Baron von Bodmann verpflichtete sie als Dienstmädchen in seinem Haushalt.

Nach 1945 wurde sie Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und arbeitete im Zentralkomitee (ZK) der Partei für den Sektor Widerstand. Sie suchte nach Überlebenden aus Lagern und Gefängnissen und bat sie, ihre Erinnerungen aufzuschreiben.

1947 heiratete sie Georg Handke. Sie vertrat als Abgeordnete der Volkskammer der DDR den Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD), engagierte sich an führender Position von 1947 bis 1979 für die Belange der Überlebenden in der Lagerarbeitsgemeinschaft Ravensbrück (LAG) sowie als Generalsekretärin im Internationalen Ravensbrück Komitee.

Die „Erinnerung an die faschistischen Verbrechen wach zu halten und für den Frieden einzutreten“ – das betrachtete sie als ihre Lebensaufgabe.

Emmy Handke verstarb 1994 in Berlin.

(Quelle: Ravensbrück Blätter, September 2003)