geb. am 28.10.1922 - gest. am 29.12.2015, Friseurin
Ravensbrück: 01.November 1941 - 28. April 1945
Generalsekretärin des IRK, 1986 -2002
Edith Sparmann wurde in Böhmen, im Ort Chrastava (Kratzau) bei Liberec (Reichenbach) geboren. Ihre Eltern waren Mitglieder der Kommunistischen Partei. Ihr Vater wurde bereits 1938 verhaftet und zunächst in das KZ Dachau eingeliefert, wo er im Strafblock unter unmenschlichen Bedingungen Schwerstarbeit leisten musste. Das Überleben verdankt er, wie auch seine Frau und Tochter, Zufällen und beruflichen Fähigkeiten. Im Konzentrationslager Buchenwald arbeitete er als Tischler.
1941 wurden ihre Mutter und sie selbst verhaftet. In den Papieren aller Familienmitglieder befand sich der Vermerk „Rückkehr unerwünscht“. Die Mutter wurde in das Außenlager Velten von Ravensbrück geschickt, wo sie in der Personalküche der SS kochen musste.
Edith Sparmann hatte, als sie in Ravensbrück ankam, gerade ihre Gesellenprüfung als Friseurin abgelegt, musste anfangs für ein Jahr in der Effektenkammer arbeiten, wurde aber dann ab Sommer 1942 in dem für die SS-Aufseherinnen eingerichteten Friseur-Salon des Lagers eingesetzt. Dies brachte gewisse Vorteile mit sich, wie eine Arbeit im Warmen und saubere Kleidung, auf die die SS aus Angst vor Ungeziefer und Krankheiten Wert legte. Dafür stürzte Edith Sparmann die Arbeit oft in schwere Konflikte – hätte sie die Schere oder die Rasierklinge in ihrer Hand manchmal doch am liebsten gegen ihre Peinigerinnen gerichtet.
Ende April, mit vielen ihrer Leidensgenossinnen auf den Todesmarsch getrieben, konnte sie fliehen und im Versteck die Ankunft der Roten Armee abwarten.
Sie brauchte mehrere Wochen bis nach Dresden. Dort lernte sie ihren späteren Mann kennen. Dann kehrte sie in ihr Elternhaus zurück und fand dort sowohl ihre Mutter als auch ihren Vater wieder. Später war Edith Sparmann bis zu ihrer Rente als Friseurin in Dresden tätig.
Zur Einweihung der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte am 12. September 1959 besuchte sie zum ersten Mal seit ihrer Befreiung den Ort ihrer Leiden. Von 1976 bis 1995 war sie in der Arbeitsgemeinschaft Ravensbrück beim Bezirkskomitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer in Dresden aktiv. In der Funktion als Generalsekretärin begleitete sie ab 1986 die Präsidentinnen Rose Guerin, zwischenzeitlich Yvonne Useldinger und anschließend Dr. Annette Chalut mit Sachverstand und Engagement. Außerdem war sie Mitglied im Beirat der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.
Edith Sparmann verstarb am 29. Dezember 2015 in Dresden.
(Quelle: Europa im Kampf 1939-1944. Internationale Poesie aus dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, Hrsg.: Constanze Jaiser, Jacob David Pampuch; Metropol Verlag, 2005, ISBN 3-936411-61-1, siehe auch: Loretta Walz, „Und dann kommst du dahin an einemschönen Sommertag“. Die Frauen von Ravensbrück“, S. 146 – 168; Verlag Antje Kunstmann GmbH, München, 2005)