Dolores ist die
Tochter von Rjek van der Pligt (gest. 1992) Ravensbrück: 21. April 1943 – April 1945 (mit dem Roten Kreuz nach Schweden)
Dolores van der Pligt, genannt Dolly, wurde 1938 geboren. Sie war die Tochter von Rjek und Henk van der Pligt und erhielt ihren Namen nach der berühmten Führerin der spanischen Kommunisten, Dolores Ibárruri Gómez. Ihr Vater war Vorsitzender des Antifaschistenbundes und Korrespondent für die „Tribune“.
Sie war vier Jahre alt, als ihre Eltern von der Gestapo verhaftet wurden. Auch Dolly wurde abgeführt, und sie erinnerte sich noch sehr genau daran, wie sie fürchterlich geschrien und getreten hatte und dafür geohrfeigt wurde.
Ein Onkel nahm sie bei sich auf. Dolly van der Pligt konnte ihre Eltern im Lager Schoorl, wohin man ihre Eltern gebracht hatte, einmal besuchen. Sie war so untröstlich, dass sie in jener Zeit anfing, ihrer Puppe die Augen auszustechen. Einmal malte ihr ein Erwachsener mit Make-up und mit Hilfe eines Taschentuchs auf der Rückseite des Puppenkopfes ein neues Gesicht.
Dolores van der Pligt hatte sehr jung, mit 18 Jahren geheiratet, drei Kinder bekommen und war bis zu ihrer Scheidung nicht erwerbstätig.
Seit dem Tod ihrer Mutter 1992 engagierte sich Dolly van der Pligt intensiv in der niederländischen Lagergemeinschaft. Auch war sie Mitglied des Internationalen Ravensbrück-Komitees.
Wegen ihrer Arbeit im kommunistischen Widerstand wurden Dolores' Eltern, Rjek und Henk van der Pligt am frühen Morgen des 10. Juni 1942 bei einer großen Razzia der Deutschen verhaftet. Sie wurden in das Lager Schoorl gebracht. Im Herbst 1942 verschleppten die Nationalsozialisten den Vater von Dolores über ein Durchgangslager in Ammersfort in das Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg, wo er noch im selben Jahr umkam. Ihre Mutter war lange Zeit in verschiedenen deutschen Gefängnissen inhaftiert und kam schließlich am 21. April 1943 nach Ravensbrück.
In Ravensbrück wurde sie zunächst dem Straßenbaukommando zugeteilt, dann der Comthurey, einem SS-eigenen landwirtschaftlichen Gut. Nach einem Aufenthalt im Krankenrevier arbeitete sie in der Schneiderei. Im April 1945 gelangte sie, noch vor der Befreiung des Lagers, mit Hilfe des Roten Kreuzes nach Schweden.
Im August kehrte Rjek van der Pligt nach Haarlem zurückkehrte. Sie fand ihre damalige Wohnung, die bereits kurz nach ihrer Verhaftung ausgeplündert worden war, bewohnt vor und besetzte daraufhin kurz entschlossen ein leer stehendes Haus. Die materielle Not der ersten Zeit verbesserte sich erst, als es Rjek van der Pligt gelang, sich in Pediküre auszubilden – einen Beruf, den sie bis ins hohe Alter ausführte. Kommunistin ist sie bis in die sechziger Jahre geblieben, und ihr Leben lang hielt sie die Verbindung mit anderen Ravensbrückerinnen aufrecht. Mit ihrer Tochter sprach sie jedoch kaum über die Vergangenheit. Rjek van der Pligt verstarb im Jahr 1992.
Quelle: Constanze Jaiser,Jacob David Pampuch (Hrsg.), Europa im Kampf 1939-1944. Internationale Poesie aus dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück, S. 196-197, Metropol Verlag 2005, ISBN 3-936411-61-1