Inger M. Gulbrandsen geb. Jensen

geb. 26.01.1923 in Oslo,

Hauswirtschafterin, Kindergärtnerin

Ravensbrück: 13. Oktober 1943 – 8. April 1945, mit einem Bus des Schwedischen Roten Kreuzes in die Freiheit

Inger wurde in einer Arbeiterfamilie geboren. Ab 1937 traf sie mit Emigranten aus Deutschland zusammen. Mit ihrem in der Schule gelernten Deutsch konnte sie sich gut mit ihnen unterhalten und es entwickelten sich Freundschaften. Sie half bei der Anfertigung illegaler Zeitungen, die an deutsche Widerstandskämpfer geschickt wurden.

Nach der Besetzung Norwegens im Jahr 1940 durch deutsche Truppen erhielten sie und ihre deutsche Freundin, Anneliese Wassermann, die Aufgabe, deutsche Soldaten zur Desertion zu bewegen. Diese wurden dann illegal nach Schweden geschleust.

Ab 1942 besuchte Inger eine Hauswirtschaftsschule in Oslo. Weiterhin war sie im Widerstand aktiv und verhalf deutschen Emigranten zur Flucht über die schwedische Grenze. Doch Ende Dezember flog sie auf, wurde von der Gestapo verhaftet und einem zehnstündigen Verhör unterzogen. Dann wurde sie in das Gefangenenlager nach Grini überführt.

Am 6. Oktober 1943 wurde Inger zusammen mit anderen Norwegerinnen nach Deutschland deportiert, wo sie am 13. Oktober in Ravensbrück ankamen.

Hier gehörten sie einige Monate zu den sog. „Verfügbaren“ und hatten schwerste Arbeiten beim Straßenbau zu leisten. Später wurde Inger in die SS-eigenen Bekleidungswerkstätten abkommandiert. Sie erinnert sich: „Niemand von uns vergisst bedrängende Wachhunde oder brüllende SS-Soldaten –zwölf Stunden Tagesschicht und zwölf Stunden Nachschicht. Abgenutzte Nähmaschinen mit schlechten Nähnadeln…Wenn die Nähnadeln brachen, weil der Stoff für die Uniformen mit irgendeiner Holzwolle gewebt war, wurde das Sabotage genannt. Die Häftlinge riskierten dann Beschimpfungen, Prügel, Strafblock oder Bunker.“

Am 8. April konnte Inger mit einem Bus des Schwedischen Roten Kreuzes Ravensbrück verlassen. Die Busse fuhren über Dänemark und Schweden; in Helsingborg verbrachten die befreiten Frauen einige Wochen in Quarantäne.

Im Mai 1945 erfuhr Inger, dass ihr Freund und Kampfgefährte aus dem Widerstand, Olav Gulbrandsen, seine KZ-Haft überlebt hatte und ebenfalls in Helsingborg eingetroffen war. Gemeinsam fuhren sie nach Oslo, wo sie im Oktober 1946 heirateten.

Im März 1949 brachte Inger eine Tochter, Liv Mete, zur Welt.

Inger und ihr Mann waren lange Zeit in dem „Verein politischer Häftlinge 1940 – 1945“ und in der deutschen evangelischen Gemeinde in Oslo tätig. Wichtiger Lebensinhalt waren immer wieder die Gespräche mit jungen Menschen. Hierfür gestaltete Inger Figuren und Szenen aus dem Leben im KZ. Sie halfen ihr dabei, mit den Schülern ins Gespräch zu kommen.

Quelle: „Ravensbrückerinnen“, hrsg. Von Sigrid Jacobeit mit Elisabeth Brümann-Güdter, Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Nr. 4, S. 93-95, Edition Hentrich, 2001 und Broschüre der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung, S. 98-100