26.07.1924 (Stavanger) – 06.02.2020 Krankenschwester
Ravensbrück: 2. Juni 1943 - 09. April 1945
Nelly Langholm-Nielsen, geboren am 26. Juli 1924 in Stavanger, gehörte vor dem Krieg einer sozialdemokratischen Gruppe an, in der sie auch ihren späteren Mann, Sievert Langholm, kennen lernte. Wegen illegaler Pressearbeit verhaftete die Gestapo den 22-jährigen Sievert im November 1942. Auch Nelly Langholm-Nielsen wurde gefangen genommen und verbrachte drei Monate im Gefängnis in Stavanger und ein weiteres halbes Jahr in Grini, einem großen Gefängnis und Sammellager in Norwegen.
Mit einer Gruppe von neuzehn Frauen verschleppte man sie nach Deutschland, zunächst in ein Hamburger Gefängnis, dann ins Gefängnis Berlin Alexanderplatz und schließlich, am 2. Juni 1943, nach Ravensbrück. Die Ankunft in diesem Lager traf sie unvermittelt als Schock, von dem sie sich nur mit Hilfe des engen Zusammenhalts der norwegischen Kameradinnen allmählich erholen konnte.
Die Näharbeit in der Schneiderei, zu der Nelly Langholm-Nielsen gezwungen war, wollte ihr überhaupt nicht von der Hand gehen. Während einer Nachtschicht geriet sie in eine Konfrontation mit dem für seine Gewalttätigkeit bekannten SS-Mann Gustav Binder, die aber glimpflich verlief. Er schickte sie zurück in ihren Block mit dem Befehl, sich am nächsten Morgen beim Appell bei den „Verfügbaren“ zu melden. Sie kam in ein Kommando, in dem schwere körperliche Arbeit verrichtet werden musste. Nelly Langholm-Nielsen war jedoch froh über die Tagarbeit und vor allem darüber, dass ihr Vorgesetzter Vrorberg im Vergleich zu Binder ein umgänglicher Mann war.
Nelly Langholm-Nielsen erinnerte sich an die Bedeutung von Gedichten und Liedern und dabei besonders an einen Abend in ihrem Block, als sie russische Kameradinnen leise Volksweisen singen hörte, die sie zu Tränen rührten.
Mit einem Transport des Internationalen Roten Kreuzes konnte die an Tuberkulose Erkrankte am 9. April 1945 nach Schweden gerettet werden. Nachdem sie 2 Monate später auf eigene Verantwortung den Heimweg angetreten hatte, begann sie, ihren in Ravensbrück geleisteten Schwur zu realisieren, für das Rote Kreuz zu arbeiten, dessen Pakete ihr im Lager das Leben gerettet hatten. Sie wurde Krankenschwester.
Mit ihrem Mann Sievert, der 18 Monate KZ-Haft in Natzweiler überlebt hatte und nach dem Krieg als Redakteur in Oslo arbeitete, hatte sie drei Kinder.
In ihren letzten zehn Berufsjahren nahm Nelly Langholm-Nielsen noch eine neue Herausforderung an. Sie arbeitete auf einer Bohrinsel und war dort, allein unter Männern, für deren Gesundheit und Sicherheit zuständig.
Anschließend kehrte sie wieder in ihr Haus in Stavanger zurück, wo sie sich viele Jahre regelmäßig mit vier anderen Ravensbrückerinnen, darunter Lille Graah und Inger Gulbrandsen, traf. Die gemeinsame Zeit in Ravensbrück hatte diese Frauen zu einer Familie zusammen geschweißt. Neben ihrer Mitgliedschaft in der norwegischen Lagergemeinschaft und dem Internationalen Ravensbrück-Komitee arbeitet Nelly Langholm-Nielsen lange Jahre in einem Verein, der sich für ein vereintes Europa engagiert.
(Quelle: Europa im Kampf 1939-1944. Internationale Poesie aus dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück, S. 189-190, Hrsg.: Constanze Jaiser, Jacob Pampuch, 2005 Metropol Verlag, ISBN 3-936411-61-1)