Berta Lauscher geb. Grubhofer

16.01.1913 (Warnsdorf) – 24.02.1984 (Wien) Postangestellte

Ravensbrück: Juni 1943 – 28. April 1945

Berta Lauscher, Foto aus den frühen 1940er Jahren, Privatarchiv Lauscher
Berta Lauscher, Foto aus den frühen 1940er Jahren, Privatarchiv Lauscher

Berta (Sternderl) Lauscher wurde in Warnsdorf (heute: Tschechische Republik) am 16. Januar 1913 geboren. Nach 8-jähriger Schulzeit musste sie bereits mit 14 Jahren zum Unterhalt der Familie beitragen.

In einer Textilfabrik wurde sie Vertrauensfrau der beschäftigten jungen Arbeiterinnen. Ein Streik um Lohnerhöhungen war ihr Einstieg in die politische Arbeit. Durch Ihren Vater, der Bezirksleiter der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) in Wien, 14. Bezirk, war, fand sie 1930 zum Kommunistischen Jugendverband.

Im Jugendverband übte sie verschiedene Funktionen aus. 1933 trat sie der KPÖ bei. Wegen ihrer politischen Arbeit mit Jugendlichen wurde sie 1934 das erste Mal verhaftet, was sie in ihrer politischen Arbeit jedoch nicht beirrte.

Im Jahr 1936 reiste sie für 10 Monate in die Sowjetunion zu ihrem späteren Mann, Josef (Pepi) Lauscher, der dort als Vertreter des Österreichischen Jugendverbandes (K.J.V.) bei der Kommunistischen Jugend Internationale (K.J.I.) tätig war. Als sie im November 1936 nach Wien zurückkehrte, übernahmen sie und Hilde Graf gemeinsam die Mädchenarbeit des K.J.V. in Wien.

Im Januar 1938, zusammen mit ihrem Bruder, ihrer Schwägerin, ihrem Vater und Josef Lauscher verhaftet, wurden alle kurz vor dem Prozess im Zuge der allgemeinen Amnestie für politische Gefangene im Februar 1938 frei gelassen.

Nach der Annexion Österreichs durch das faschistische Deutschland im März 1938 sorgte sie für die Flucht einiger Mitglieder der KPÖ über die Grenze. Sie wurde deshalb von der Gestapo verhaftet und zu 3 Monaten Polizeistrafe verurteilt.

Wieder frei, war sie in der Folgezeit an verschiedenen konspirativen Aktionen beteiligt; sie übernahm und verteilte Flugblätter, sammelte Spendengelder für Kameradinnen in Not und unterstützte verhaftete Mitglieder von Widerstandsgruppen. In Oberösterreich sollte eine illegale Sendestation errichtet werden und Berta Lauscher kümmerte sich um den Sendeapparat.

Am 30. März 1943 wurde sie von der Gestapo verhaftet. Nach drei Monaten Einzelhaft wurde sie nach Ravensbrück deportiert. Ab 1944 war sie dort Mitglied der illegalen Parteileitung der KPÖ.

Vom Todesmarsch, auf den sie am 28. April 1945 mit allen anderen gehfähigen Häftlingsfrauen von der SS getrieben wurde, konnte sie gemeinsam mit einigen Kameradinnen flüchten (Irma Trksak, Toni Bruha u.a.) Das herrschende Chaos auf diesem Marsch und die heranrückende Rote Armee verhinderten, dass die Frauen von der SS verfolgt wurden, die ihrerseits selbst an Flucht dachten und zum Teil bereits Zivilkleider trugen. Dennoch blieb die Flucht lebensgefährlich. Der Krieg war noch nicht vorbei, die Flüchtenden konnten nie sicher sein, mit wem sie es zu tun hatten. Hunger war ihr ständiger Begleiter, sodass sie Moos und Rinde von den Bäumen kratzten. Städte wurden auf dem 700 Kilometer langen Weg nach Österreich (Wien), soweit das möglich war, gemieden, um nicht Gefahr zu laufen, der Gestapo oder der Polizei in die Hände zu fallen. Die Fliehenden hatten keine Papiere bei sich, um ihre Identität beweisen zu können. Kurze Strecken wurden auf Pferdewagen oder auf Lkws zurückgelegt. Heuschober, verlassene Gehöfte, ausgebombte Gebäude dienten als Übernachtungslager. Schließlich gelangten Berta Grubhofer und ihre Kameradinnen nach wochenlanger Reise Mitte Mai 1945 in das befreite Wien, wo Berta ihren Mann, Josef Lauscher, in die Arme schließen konnte, von dem sie sieben Jahre lang getrennt gewesen war.

Berta Lauscher setzte ihre politische Arbeit fort. Sie engagierte sich im KZ-Verband sowie in der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück. Sie war maßgeblich an der Konzipierung und Realisierung des *-> österreichischen Gedenkraumes im ehem. Bunker in der Mahn-und Gedenkstätte Ravensbrück *beteiligt.

Von 1958 bis 1971 war sie im erweiterten Ausschuss der österreichischen Lagergemeinschaft aktiv, von 1977 bis zu ihrem Tod am 24. Februar 1984 bekleidete sie die wichtige Funktion der Sekretärin der Lagergemeinschaft.

Quelle: selbst verfasster Lebenslauf, veröffentlicht im Mitteilungsblatt der Österreichischen Lagergemeinschaft 2018 (http://www.ravensbrueck.at/projekte-aktivitaeten-2/das-mitteilungsblatt/) , ergänzt von ihrem Sohn Ernst Josef Lauscher im Februar 2021