Ravensbrück: 02. Oktober 1942 – 28. April 1945
Autobiographie "Ich war keine Heldin"
Toni wurde durch ihren sozialistisch denkenden Vater und durch die pazifistische Haltung von Quäkern, mit denen sie während ihrer Berufsausbildung in Berührung kam, politisch beeinflusst. Ihre Mutter stammte aus Böhmen.
Ihren späteren Mann lernte sie beim “Tschechischen Arbeiterturnverein“ kennen. Im Jahr 1935 heirateten sie.
Im selben Jahr begannen beide sich im Widerstand zu organisieren. Gemeinsam sorgten sie für die Verteilung der in Brno gedruckten illegalen Österreichischen Arbeiterzeitung in Wien.
Ab 1938 arbeitete Toni in einer großen tschechisch-slowakischen Widerstandsorganisation im 10. Wiener Gemeindebezirk, die für ein freies, demokratisches Österreich eintrat, mit. Sie schrieb und verteilte Flugblätter, beteiligte sich an Sabotageaktionen und verhalf Juden zur Flucht über die Grenze zur Schweiz.
Ein Spitzel verriet viele Mitglieder dieser Organisation. Toni wurde im Oktober 1941 – drei Monate nach der Geburt ihrer Tochter – verhaftet. Im Gestapo – Hauptquartier am Morzinplatz wurde sie sehr gequält und gefoltert, ihr Kind wurde gegen sie als Druckmittel missbraucht.
Auf einer Liste mit Namen von zum Tode Verurteilten, die ihr zur Unterschrift vorgelegt wurde, las sie auch ihren Namen. Sie glaubte, zur Erschießung geführt zu werden, doch sie wurde in ein anderes Stockwerk des Gefängnisses verlegt. Von hier aus kam sie im September 1941 ins Bezirksamtsgefängnis in der Schiffamtsgasse.
Gemeinsam mit ihrer Freundin Irma Trksak, kam sie auf Transport nach Ravensbrück. Arbeiten musste Toni zu Beginn beim Lore-Schieben, dann in der Zuschneiderei, dann im Revier. Sie brachte von dort Medikamente unter Lebensgefahr auf den Block, rettete mit anderen Kameradinnen so manches Leben. Dort war sie aber auch den Grausamkeiten, die die SS-Ärzte den ihnen ausgelieferten Frauen und Kindern antaten, ausgesetzt.
Das Häftlingspersonal des Reviers war solidarisch untereinander. Nur daher gelangen Rettungsaktionen. Oft wurden Häftlingsnummern von Verstorbenen gegen solche von anderen Häftlingen, bei denen Heilungschancen bestanden, vertauscht. Toni war u. a. an der Rettungsaktion für drei österreichische Widerstandskämpferinnen beteiligt: Toni Lehr, Gerti Schindel und Edith Wexberg.
Sie gehörte auch zum ->illegalen internationalen Komitee, wo besprochen wurde, wer und wie unterstützt wird. Allerdings konnte immer nur Einzelnen geholfen werden.
Am 28. April 1945 wurden die Häftlinge auf den Todesmarsch getrieben. Toni Bruha, Irma Trksak, Berta Lauscher u.a. gelang es zu fliehen und nach Wien zurückzukehren.
Unmittelbar nach ihrer Rückkehr nach Wien im Frühsommer 1945 gehörte Toni Bruha zu den Autorinnen der ersten Veröffentlichung über das „Frauenkonzentrationslager Ravensbrück“. Elf Frauen aus Ravensbrück beschrieben hier den „Frauenkerker Europas“. Nach den Worten der Autorinnen handelt es sich um einen „kurzen, schlichten Bericht von unermesslichem, unausschöpfbarem Leid, das der Faschismus über uns gebracht hat“. Das schmale Heft ist 1945 im Stern-Verlag Wien erschienen.
1947 gehörte Toni Bruha zu den Gründungsmitgliedern der „Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück“. Viele Jahrzehnte arbeitete sie ehrenamtlich im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW). Sie trat unermüdlich als Zeitzeugin in Schulen auf. 1984 erschien ihre Autobiographie „Ich war keine Heldin“.
*Quelle: Cristine Cezanne: „Ich bin ganz langsam zu der Stiege gegangen, stolz erhoben das Haupt, innerlich habe ich gezittert“-Antonia Bruha (geb. Spath), in: Helga Amesberger / Brigitte Halbmayr (Hg): „Vom Leben und Überleben – Wege nach Ravensbrück. Das Frauenkonzentrationslager in der Erinnerung“, Band 2 – Lebens-geschichten, 2001 Promedia, Wien, S. 33-41, ISBN 3-85371-176-6 *