40. Jahrestag der Befreiung, Tagung in Berlin/DDR

23.04.1985

An dem Treffen des IRK nahmen Überlebende aus 17 europäischen Ländern teil. Zum Abschluss ihrer zweitägigen Jahreskonferenz riefen sie zum verstärkten Kampf für Frieden und Abrüstung auf.

Das Komitee wandte sich in einer Resolution an die führenden Repräsentanten aller Staaten, sich über einen allmählichen und kontrollierten Abrüstungsprozess und den Abbau der Atomwaffen zu einigen. Das wäre die beste Würdigung des Sieges, den die Koalition der verbündeten Staaten und die antifaschistische Widerstandsbewegung vor 40 Jahren errungen haben. Die rasche Entwicklung der atomaren, biologischen und chemischen Massenvernichtungswaffen, die wahnwitzigen Perspektiven eines Kernwaffenkonfliktes und eines Krieges im Weltraum bedrohen die ganze Menschheit.

Das Komitee begrüßt die Aufnahme der Verhandlungen in Genf zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion, um „effektive Abkommen über die Verhinderung eines Wettrüstens im Weltraum und Beendigung dieses Wettlaufs auf der Erde, die Kernwaffenbegrenzung und –reduzierung“ zu erreichen. Das IRK hoffe auf einen positiven Verlauf der Verhandlungen.

In einem Brief an den Bürgermeister von Nesselwang (Bundesrepublik Deutschland) brachte das IRK seine Empörung über die geplanten SS-Zusammenrottungen an diesem Ort zum Ausdruck. (Quelle: ADN/SZ, 20/21.4.85)

Gemeinsam mit den Häftlingen der anderen Konzentrationslager wurde ein Appell an die Welt, an die Jugend verfasst, in dem es u. a. heißt: “Männer und Frauen guten Willens, lasst es nicht zu, dass die Vergangenheit zurückkehrt.“

Rose Guerin, Präsidentin des IRK, nahm das Anliegen der Resolution und des Appells zur Gedenkfeier anlässlich der Befreiung des KZ Ravensbrück mit. Sie sagte: “Wir, die Überlebenden, sind gekommen, um hier an dieser Stätte des Leidens und des Todes zu sagen, dass Faschismus, Rassenhass und Krieg für immer verbannt werden müssen, dass man aufhören muss, in Europa und vielleicht sogar im Weltraum diese schrecklichen Kernwaffen anzuhäufen, die die ganze Menschheit bedrohen.“

Zu Besuch war auch Guy Poirot, Frankreich, gekommen. Seine Mutter, Pienotte Poirot, hatte ihn im Frühjahr 1945 im KZ zur Welt gebracht. Er überlebte als eines der wenigen Säuglinge in Ravensbrück. Lisa Ulrich und andere Frauen hatten dafür gesorgt, dass er mit seiner Mutter im April 1945 in einem der Busse des Roten Kreuzes das Lager verlassen konnte. Aufgrund der damit verbundenen Geschichte nannten ihn die Frauen später zärtlich „Lumpi“.