Antonie (Toni) Lehr

31.30.11.1907 (Czernowitz) - 01.03.1997 (Wien)
Diplomkauffrau

Auschwitz: 01.11.1944 – 18.01.1945 Ravensbrück: 20. Januar 1945 – April 1945

Generalsekretärin des IRK 1965-1973

Antonie (Toni) Lehr, DÖW Wien
Antonie (Toni) Lehr, DÖW Wien

Toni Lehr wurde am 30. November 1907 in Czernowitz geboren. Sie kam 1914 nach Wien, studierte Welthandel und engagierte sich schon früh für die SPÖ, später für die KPÖ, für die sie ab 1933 arbeitete.

Nach der Niederlage der Arbeiter und Arbeiterinnen in den Februarkämpfen 1934 flüchtet sie über Prag nach Moskau, wo sie für die Österreichische Sektion der Komintern arbeitete.

Im März 1936 wechselte sie nach Paris. Hier arbeitete sie u. a. für die Rote Hilfe. Ihre Solidarität mit der Spanischen Republik brachte sie mit ihrer Arbeit im Spanienkomitee zum Ausdruck.

Nach dem Einmarsch der Deutschen schloss sie sich der Resistance an. Sie nutzte ihre Tätigkeit in einem deutschen Propagandabüro, um dort heimlich illegale Publikationen herzustellen.

„Die deutsche Armee hatte eine eigene Zeitung, die „Der Soldat im Westen“ hieß und wir gaben ein Blatt heraus, das die gleiche Aufmachung hatte und in dem die Lügen der Nazis dargelegt und die Soldaten aufgefordert wurden, Schluss mit dem Krieg zu machen. Es war ein Höhepunkt unserer Arbeit, als wir im Moskauer Radio hörten, dass ein Soldat mit dieser Zeitung übergelaufen war“, erzählte Toni Lehr.

Unter dem Decknamen Anette Lutterbach kehrte sie freiwillig, getarnt als französische Fremdarbeiterin, nach Wien zurück, wo sie als Dolmetscherin in der Lokomotivfabrik in Floridsdorf eingesetzt wurde. Gleichzeitig arbeitete sie weiter illegal für die KPÖ.

Am 4. Juli 1944 wurde sie durch die Gestapo verhaftet und schwer misshandelt. Am 1. November 1944 wurde sie nach Auschwitz deportiert. Vor der herannahenden Roten Armee wurde sie am 18. Januar 1945 zusammen mit vielen anderen Häftlingen nach Ravensbrück transportiert.

Mit Typhus lag sie im Revier, als sie - gemeinsam mit zwei Kameradinnen – hingerichtet werden sollte. Häftlinge verschiedener Nationen halfen mit, die drei österreichischen Kameradinnen zu retten. Eine polnische Häftlingsärztin schnitt ihr die tätowierte Auschwitz-Nummer aus dem Arm und mit den Papieren einer verstorbenen Französin ausgestattet, kam sie mit den ersten Transporten des Roten Kreuzes nach Skandinavien.

Durch die ->internationale Solidarität der Frauen in Ravensbrück blieb sie am Leben. (vgl. auch Toni Bruha)

Im Sommer 1945 nach Wien zurückgekehrt, setzte sie ihre Arbeit für die KPÖ fort. Wie viele ihrer Genossen und Genossinnen brach sie 1968 mit ihrer Partei nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in Prag. Ihre publizistische Tätigkeit setzte sie im „Wiener Tagebuch“ fort.

Bis zuletzt war sie ehrenamtliche Mitarbeiterin des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes (DÖW), beim KZ-Verband und in der Lagergemeinschaft Ravensbrück. Von der Lagergemeinschaft wurde sie in das Internationale Ravensbrück Komitee (IRK) delegiert.

Sie starb am 1. März 1997 in Wien.

Quelle: DÖW; Artikel von Rainer Mayerhofer in der „Wiener Zeitung“ vom 5. März 1997, Irene Filip: „Voluntarias Internacionales de la Libertad“ in Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft, Sept. 2016